Zwischen der Waadt und dem Wallis erstreckt sich über eine weite Fläche das Chablais. Es ist eine Agglomerationsregion mit vielfältigen Herausforderungen punkto Raumentwicklung, Verkehr und Mobilität. Dank der guten Erschliessung ist es sowohl für Neuzuziehende als auch für die Industrie und KMUs sowie für den Tourismus eine überaus attraktive Region.
Mit der Unterstützung von «Periurban» setzten sieben Gemeinden der Region im Projekt «Agoris» über die Rhone und die Kantonsgrenzen hinweg Massnahmen zur Aufnahme von Neuzuziehenden, zur Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Bildungsmassnahmen um.
Sensibilisierung der Gemeinden für eine aktive Integrationspolitik: In einer Charta wurden die Grundsätze für ein gutes Zusammenleben festgelegt. Das Bekenntnis dazu diente den Gemeinden als Orientierungshilfe bei ihrer Integrationspolitik.
Unterstützung der Gemeinden bei der Umsetzung der Integrationsziele: Gemeinsam mit den beteiligten Gemeinden wurden Vorschläge und Angebote zur Verbesserung des Zusammenlebens zusammengetragen. Als Orientierungshilfe für die Gemeinden wurde ein Instrument entwickelt. Es diente zur Einschätzung, welche Integrationsmassnahmen je nach Grösse und Struktur zwingend vorhanden sein sollten und welche eher empfehlenden Charakter haben. Ergänzend entstand eine Anleitung für die Organisation der Anlässe für Neuzuziehende. Für den «Tag des Nachbarn» wurde gemeinsam Werbung gemacht und Material zur Verfügung gestellt.
Austausch: Einmal jährlich trafen sich die Akteure der Gemeinden und der kommunalen Integrationskommissionen zu einem Austausch. Das erlaubte es, Best Practices zu verbreiten und voneinander zu lernen.
Informationsvermittlung: Eine mehrsprachige Webseite «Agoris» und digitale Infopoints in den Gemeindeverwaltungen dienten einer zielgruppengerechten Vermittlung von Informationen über verwaltungsspezifische Dienstleistungen und das Leben in den Gemeinden.
Schulung und Begleitung von Schlüsselpersonen: Im Patenprojekt «DUO-Femmes» trafen sich Schweizerinnen oder gut integrierte Migrantinnen während neun Monaten regelmässig mit Personen, die Integrationsbedarf haben. Diese Schlüsselpersonen wurden durch «Agoris» geschult und bei der Bewältigung sowie Reflexion ihrer Aufgabe begleitet.
Neue Werkzeuge und Projekte entwickeln: Mit der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wurde «Helvetiq Chablais» entwickelt, ein Brettspiel, das Fragen zur Region stellt, Anekdoten erzählt und mit über 270 Fragen ein spielerisches Lernen über Geografie, Geschichte und Gesellschaft des Chablais ermöglicht . 1500 dieser Spiele gingen an Schulen, Ludotheken, Vereine oder wurden neu Eingebürgerten überreicht.
Mit dem Projekt «Bibliobus – Né pour lire» wurde zudem eine vielsprachige mobile Bibliothek ins Leben gerufen, die das Lesen auch in entlegenen Winkeln der Region fördert. Und: Mit «Mein Grossvater ist ein Held, meine Grossmutter auch» machten sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Wettbewerbes auf die Suche nach ihren familiären Wurzeln und einprägsamen Geschichten. Aus den Geschichten entstand eine professionelle Theaterproduktion, die mit Kindern in den Schulen des Chablais aufgeführt wurde.
Über das Projektende hinaus sind regionale und kommunale Integrationsdelegierte für die Koordination und Zusammenarbeit verantwortlich und unterstützen die Gemeinden und Akteure. Das sehr erfolgreiche Projekt der mobilen Bibliothek wurde in einen Verein überführt. Die Verantwortlichen setzen sich aus einem Teil der ehemaligen Steuergruppe und der Projektleiterin von «Agoris» zusammen. Das Angebot besteht weiter und hat neue Regionen erschlossen: «Bain de livres – Bücherbad», wie es heute heisst, versorgt Leseratten in den ländlichen Regionen der gesamten Westschweiz mit Nachschub. Das Angebot fördert mit Animationen in Deutsch und Französisch sowie sechzig Migrationssprachen die Mehrsprachigkeit von Kindern und Eltern. Im Kanton Wallis machte übrigens der regionale Ansatz von «Periurban» Schule: er diente als Vorbild für das Umsetzungskonzept des kantonalen Integrationsprogramms KIP. So sind regionale Integrationsdelegierte gemeinsam mit den kommunalen Vertretern dafür zuständig, die Vorgaben des Kantons umzusetzen. Regional und nachhaltig – wie «Agoris» es vorgemacht hat.
Letzte Änderung 09.03.2022